Chroniken des alten Amtes Hallenberg

Als im Jahre 1790 ein großer Brand in Untersteinbach ausbrach wurden neben zahlreichen Wohnhäusern, Scheunen und Werkstatten auch die im lutherischen Pfarrhaus befindlichen ältesten Zeugnisse der Steinbach-Hallenberger Geschichtsschreibung sowie die Kirchenbücher vernichtet. Dieser außergewöhnliche Verlust wirkt sich bis auf die Gegenwart aus und erschwert die Geschichts- und Ahnenforschung im Haseltal erheblich.

Das älteste noch erhaltene geschichtsschreibende Dokument ist die von dem Organisten Johannes Avenarius (1687-1743) verfasste handschriftliche „Chronik von Steinbach-Hallenberg“. Diese befindet sich heute im Besitz der evangelischen Kirche von Steinbach-Hallenberg. Avenarius begann dieses „Gemeine Buch“ (Gemeindebuch) 1728 im Auftrag des damaligen Zwölferstuhles (Gemeinderat). In der Chronik sind ältere Dokumente als Abschrift erhalten. Die 492 Seiten umfassende Chronik wurde am 5. Januar 1729 den Auftraggebern überreicht. Ab Seite 435 folgen Ergänzungen und Nachträge bis in das Jahr 1825.

Eine weitere Chronik die unter anderem von der Geschichte Steinbach-Hallenbergs berichtet ist die „Sammlung erprobter Nachrichten der Herrschaft Schmalkalden“ (zweiter Teil, fünfte Abteilung) von 1768 des Beamten des Amtes Hallenberg Franz Nicolaus Kraut (1724-1774). Ein 2090 Seiten umfassende Manuskript, von dem die ersten 220 Seiten fehlen, befindet sich ebenfalls im Archiv der evangelischen Kirche Steinbach-Hallenberg. Die Seiten 23-220 konnten durch eine Abschrift aus der Bibliothek des Museums Schloss Wilhelmsburg ergänzt werden.

Das amtliche Dokument „Lager- Stück und Steuerbuch“ Steinbach-Hallenbergs von 1773 stellt ein weiteres historisches Zeugnis dar. In den 45 Paragraphen werden die rechtlichen, demographischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse des Ortes dargestellt. Das Original wird im Staatsarchiv Marburg verwahrt.

Das von Förster Zielfelder verfasste „Exercitienbuch Steinbach-Hallenberger Forsts pro 1786“ muss als Quelle der Geschichtsschreibung ebenso genannt werden. Dieses, bis 1807 ergänzte Dokument wird in der Forschungsbibliothek Gotha aufbewahrt.

Der lutherische Pfarrer Georg Friedrich Habicht (1750-1828) verfasst 1806 die „Beantwortung der vorgelegten vorhängenden topographischen Fragen“ (bedingt durch die französische Besetzung wollte sich die Landesherrschaft einen Überblick über das Verwaltungsgebiet schaffen). Diese sind  als Manuskript „Allerhand alte Nachrichten, gesammelt und ausgezogen von Pfarrer Habicht zu Steinbach-Hallenberg“ im Kirchenarchiv erhalten.

1894 veröffentliche der Apotheker Alexander Köbrich seine Chronik „Geschichte von Steinbach- und Amt Hallenberg“. Dieses im Selbstverlag gedruckte Heftchen einer geschlossenen Ortsgeschichte war erstmals einem breiten Publikum zugänglich und wird bis heute in vielen Familien des Haseltals bewahrt.

Im „Steinbach-Hallenberger Anzeiger“ veröffentliche 1902 Pfarrer Arno Herting 29 Artikel mit dem Titel „Zur Chronik des Steinbacher Grundes“. Diese erschienen vom 4. Januar bis 19. Juli 1902.

1933 erschien eine Beilage in der Tageszeitung „Was der Turm zu erzählen hat. Eine Chronika zusammengestellt nach hohen Dokumenten von Lehrer Menz, Steinbach-Hallenberg“.

Pfarrer Peter Heckert widmete sich in seiner Amtszeit von 1967 bis 1989 der Geschichte Steinbach-Hallenbergs. Seine Chroniken der Kirche, der Schule und Steinbach-Hallenbergs erschienen nicht in gebundener Form. Es sind lediglich Kopien im Archiv der Kirchengemeinde und die digitalen Ausgaben erhalten.

Zur 750-Jahrfeier der Stadt Steinbach-Hallenberg wurde 1978 eine Festschrift von Volker Wahl (u.a.) publiziert, welche 1990 nochmals als ergänzte Fassung unter dem Titel „Ein Gang durch die Geschichte von Steinbach-Hallenberg und Umgebung“ erschien.

Schließlich wurde im Jahre 2003 der Sammelband „Beiträge zur Geschichte Steinbach-Hallenbergs von 1900 bis 2000“ von der Arbeitsgruppe Chronik veröffentlicht.

Kommentare

Kommentar von Simone Häfner |

Hallo. Mir ist aufgefallen dass in keiner Chronik des Haseltals die Künstlerfamilie Herbert Häfner aus Rotterode erwähnt wird. Dabei waren Herbert Häfner, seine jüdische Frau Ilse Häfner- Mode und Sohn Thomas Häfner bedeutende Maler deren Bilder noch heute in Auktionshäusern gehandelt werden

Herbert Häfner

Herbert Häfner (* 15. Januar 1904 in Rotterode; † 23. Oktober 1954 in Bösingfeld) war ein deutscher Maler.

Leben
Herbert Häfner studierte in Berlin an der Hochschule für Bildende Künste und hinterließ etwa hundert Ölbilder und ebenso viele Grafiken. Stilistisch orientierte er sich an der Malerei des Idealismus des späten 19. Jahrhunderts, speziell an Hans von Marées. Häfner erhielt 1937 von den Nationalsozialisten Berufsverbot wegen „jüdischer Versippung“, weil er mit der jüdischen Malerin Ilse Häfner-Mode verheiratet war. Er wurde aus der Reichskammer der Bildenden Künste ausgeschlossen. Den 1934 verliehenen Rom-Preis musste er zurückgeben. Nach dem Krieg starb er vereinsamt.